Nachdem mein selbstgebauter 45°-Banddrucker die ersten Teile vom Band spuckte, war ich natürlich erstmal mega stolz. Es lief! Irgendwie! Aber je mehr ich druckte, je länger ich mich mit dem Setup beschäftigte, desto klarer wurde: Marlin bringt mich hier nicht mehr weiter.
Es war okay – aber nicht gut genug
Marlin war für den Anfang super. Die Community ist riesig, alles ist dokumentiert, man findet für jedes Problem einen Forenbeitrag von 2017. Aber gerade bei einem unkonventionellen Aufbau wie einem 45°-Banddrucker mit schräger Geometrie und Bandtransport hat man halt… viele Sonderfälle.
Und genau da wurde’s anstrengend:
- Komplizierte Menüs mit zig Parametern
- Kaum Live-Feedback
- Firmware neu kompilieren für jede Änderung
- Fehlerlogs? Eher so… naja
Ich wollte mehr Kontrolle. Mehr Übersicht. Und vor allem: weniger Zeit mit Neu-Flashen verbringen.
Klipper – was ist das eigentlich?
Für alle, die’s noch nicht kennen: Klipper3D ist eine alternative Firmware, bei der die Hauptarbeit nicht auf dem Mainboard läuft, sondern auf einem Raspberry Pi (oder anderem Linux-System). Das bringt viele Vorteile:
- Du änderst Parameter in einer simplen Textdatei – keine Kompilierung nötig
- Du bekommst ein Web-Interface (Fluidd oder Mainsail), das einfach Spaß macht
- Du kannst deine Bewegungssteuerung super präzise abstimmen
- Und ganz ehrlich: Es ist einfach schneller. Punkt.
Also hab ich’s gewagt.
Der Umstieg – spannend, nervig, lohnend
Ich hab mir einen Raspberry Pi geschnappt (ein älterer Pi 3 reicht völlig), Klipper installiert und angefangen, meine Konfiguration umzubauen.
Und ja – ich will ehrlich sein:
Es war kein Plug & Play.
Ich saß stundenlang an der printer.cfg. Motor-Richtung falsch. Endstop ignoriert. Achsen invertiert. Display tot. Stepper brummt aber bewegt sich nicht.
Willkommen bei: „Ein Schritt vor, zwei zurück, drei Kaffee später.“
Aber mit jedem kleinen Erfolg – Motor kalibriert ✅, Temperaturwerte stimmen ✅, Band läuft sauber ✅ – kam der Spaß zurück. Und irgendwann lief der erste Druck unter Klipper. Und ich dachte: Warum hab ich das nicht früher gemacht?
Was sich durch Klipper wirklich verändert hat
1. Live-Konfiguration statt Flash-Hölle
Ich kann jetzt beim laufenden Druck Parameter anpassen. Layerhöhe, PID-Tuning, Acceleration – alles im Browser, live, einfach. Keine Firmware-Neukompilierung, keine SD-Karte, keine Frickelei.
2. Richtig gute Druckqualität
Durch die präzise Motorsteuerung (und Features wie Pressure Advance oder Input Shaping) ist die Druckqualität echt auf einem neuen Level. Selbst bei schnellen Bewegungen bleiben die Ecken sauber.
3. Remote-Zugriff & Monitoring
Ich kann meinen Drucker vom Smartphone aus steuern. Oder per Tablet neben dem Sofa. Oder auf der Arbeit. (Nicht, dass ich das jemals tun würde, natürlich. 👀)
4. Sauberes Debugging
Fehler werden dir verständlich angezeigt. Keine kryptischen Codes, sondern echte Hinweise. Das ist Gold wert, wenn man gerade ein neues Feature testet oder den Drucker umbaut.
Fazit: Klipper = Freiheit für Maker
Klar, der Einstieg war ruppig. Aber heute läuft mein Drucker wie ein Uhrwerk – und ich kann ihn jederzeit anpassen, ohne stundenlang zu flashen oder zu hoffen, dass Marlin mir nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht.
Ich kann wirklich sagen: Der Umstieg zu Klipper war einer der besten Schritte in meinem 3D-Drucker-Projekt.
👉 Im nächsten Teil (Teil 4) nehme ich dich mit in mein aktuelles Projekt: Der iFactory3D One bekommt ein vollständiges Elektronik-Upgrade – inklusive frischer Verkabelung, neuem Mainboard und (natürlich) wieder Klipper3D.
Und ja, es läuft nicht alles glatt… 😅
Wenn du Fragen hast, deinen eigenen Drucker umbauen willst oder Hilfe beim Einstieg in Klipper brauchst – hau’s gern in die Kommentare oder schreib mir direkt!
Willst du Teil 4 gleich hinterherschieben? Ich bin ready 😎